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Area: kmsp » Kategorie: Reise-2006 SILBERFÜCHSE im SUDAN ... Land immerwährenden Bürgerkrieges ...
Wir SILBERFÜCHSE leiden im SUDAN schwer unter der Hitze ....
... wenigstens sind wir keine Eisbären und finden ab und zu eine kleine schattige Höhle ...
Immer wieder bereiten uns die plötzlichen heftigen Sandstürme Probleme ...
Meist laufen wir wie die Dunkelläufer[?] nachts und möglichst nahe am NIL entlang ...
... dort können wir wenigstens immer etwas WASSER zu uns nehmen
Bei Khartum, der Hauptstadt des Sudan teilt sich der Fluss in den Weissen und den Blauen Nil auf ...
Es ist aber noch ein weiter Weg für den mit 6671 Kilometern längsten Strom der Erde von hier bis zu den NILQUELLEN in 2000 Metern Höhe am Nordufer des Viktoria-See in Uganda. Die alten Ägypter nannten den Nil ursprünglich >Hapi< (gleichzeitig auch die Nilgottheit). Erst die Griechen gaben ihm den Namen >Neilos< über den der Name >Nil< entstand.
Abgesehen von den Oasen ist der Nil die Lebensader der afrikanischen Wüstenstaaten die an seinen Ufern liegen. An seinen Ufern spielten sich in der Geschichte der Menschheit und der Kulturen aber immer wieder dramatische Höhepunkte ab ... Doch was wissen wir schon vom SUDAN ? Geschichte des Sudan Die Geschichte des Sudan reicht schon weit bis in die Pharaonenzeit zurück. Nubien war für Ägypten eine wichtige Quelle für Gold, Elfenbein, Felle und Sklaven und daher stets ein Ziel der pharaonischen Expansion.
(Szene aus dem Grab des Huy, dem Vizekönig von Nubien unter Tutanchamun. Das Grab in Gurnet Murai in Theben-West zeigt tributbringende Nubier. Sie tragen Platten auf dem Kopf mit darauf aufgetürmten Goldringen) Die Entwicklung der schwarzhäutigen Kultur überflügelt phasenweise sogar die hellhäutigere Kultur am Unterlauf des NILs. Die Expansion der ägyptischen Naqada-Kultur setzt schließlich der A-Gruppen-Kultur ein gewaltsames Ende. Im Schatten des Pharaonenreiches entfaltete sich ab 1000 v.Chr. in Nubien der Staat Kusch, der am ägyptischen Erbe festhielt, als dies in Ägypten bereits zerfiel.
(gefangene nubische Krieger oder Sklaven auf altem ägyptischem Relief) Von 745-655 v.Chr. saßen die Könige von Kusch sogar auf dem Pharaonenthron. Diese 25. Dynastie der Pharaonen wird auch als Kuschiten = Nubierdynastie bezeichnet. In dieser Phase herrschen die >schwarzen Pharaonen< aus dem oberägyptischen Raum sowohl über Unter- als auch über Oberägypten, wie z.B. Schabaka, der mit dem DOPPELTEN Schlangenkopf dargestellt wird, als Ausdruck der Macht über beide Landesteile ...
Taharqa (manchmal auch Taharka/Taharqo bzw. Tiharka umschrieben) ist der 4. Pharao der nubischen Dynastie und regiert von 690-664. Er führt Ägypten zu grosser wirtschaftlicher und kultureller Blüte.
Im Jahr 669 unterliegt er aber dem assyrischen König Assurbanipal. Sein Nachfolger wird sein Sohn Tanwetamani, der bis 663 herrscht. Er ist aber der letzte "Schwarze Pharao". Im Heer und als Polizisten spielten die Nubier aber auch später noch eine große Rolle. Besonders gefürchtet waren ihre Bogenschützen, die auch bei der Eroberung Ägyptens eine wichtige Rolle spielten.
Nach der Zeit auf dem Pharaonenthron verlagerte sich das Zentrum des Reiches nach Süden, wo in Meroë eine faszinierende Synthese aus ägyptischer Tradition, hellenistischer Modernität und nubischer Eigenständigkeit gelang.
(Die Pyramiden von Meroe - aus der STEPPENHUHN-Fluf-Perspektive) Die meroitische Schrift harrt bis heute ihrer Entzifferung ...
Zwar können wir die Schrift lesen und schreiben, aber den Sinn der Texte können wir nicht verstehen. Dem Engländer F. Ll. Griffith gelang es um 1910, den einzelnen Hieroglyphen des Meroitischen jeweils bestimmte Lautwerte zuzuordnen. Während die ägyptischen Hieroglyphen einzelne Konsonanten, Konsonantengruppe bzw. die Sache selbst bezeichnen oder als Gattungszeichen verwendet werden, ist die meroitische Schrift eine reine Buchstabenschrift. Sie kommt mit 23 Buchstaben aus. Auch werden Konsonanten und Vokale benutzt. Genauer gesagt handelt es sich um 15 Konsonanten, 4 Silbenzeichen (ne, se, te, to) und 4 Vokale. Zusätzlich gibt es noch einen Worttrenner. Während Ägypten und Äthiopien nach dem 2. bzw. im 4. oder 5. Jahrhundert christlich wurden, bewahrte Nubien den Isis-Kult, und als 640 islamische Heere das Niltal eroberten, verteidigte Nubien den eben erst übernommenen byzantinischen Glauben. Drei christliche Staaten entstanden, die zwischen 1200 und 1500, von arabischen Nomaden und ägyptischen Kaufleuten unterwandert wurden. 1504 gründeten die schwarzafrikannischen Fundsch das Reich von Sannar (Sennar). Zunächst nur oberflächlich islamisiert, holten die neuen Herrscher zu ihrer Unterstützung Missionare aus Arabien, Ägypten und Marokko, die zusammen mit dem Islam die mystischen Bruderschaften und die arabische Sprache einführten. So entwickelte sich im Niltal die typisch sudanesisch-islamische Kultur, die ihr nubisches Gesicht nicht verleugnet, zugleich aber tiefe Bindungen an die übrige islamische Welt empfindet. Unabhängig von Sannar entstand seit dem 17. Jahrhundert im Westen, am fruchtbaren Marahgebirge, das Sultanat Darfur, ebenfalls auf Karawanenhandel und Ackerbau gegründet. Dieses zweite große islamische Zentrum im Sudan, das sich jedoch der Arabisierung widersetzte, verlor seine politische Unabhängigkeit endgültig erst 1916 und bewahrt bis heute kulturelle Eigenständigkeit. Der Südsudan trat erst im Zuge der Kolonialisierung ins Licht der Geschichte. 1821 hatte der ägyptische Vizekönig Mohammed Ali (1769-1849), der Ägypten zu einer Großmacht europäischen Stils machen wollte, das Reich von Sennar erobert. 1839 ließ er die bis dahin unzugänglichen Sümpfe und Wälder für den Sklavenhandel öffnen. Gewalt und Ausplünderung bestimmten auf Dauer das Bild, das die schwarzafrikanischen Völker des Südens von der Regierung in der neugegründeten Hauptstadt Khartoum (Al-Khartoum) bekamen. Doch auch der Norden litt schwer unter den fremden Steuereintreibern. Gegen die harte Ausbeutung einigte 1885 der MAhdi Mohammed Ahmed (1844-1885) die Völker, vor allem des Nordens unter der Fahne eines geeinigten und erneuerten Islam. Bei der Eroberung von Khartoum wurde der britische Gouverneur, General Charles Gordon (1833-1885), getötet. Europa empfand diesen ersten Erfolg einer antikolonialen Bewegung in Afrika als Affront, den es wieder gutzumachen galt. 1898 fielen bei Omdurman über 10.000 Sudanesen unter dem Kugelhagel britischer Maschinengewehre. Winston Churchil hat an dieser Schlacht teilgenommen ... "Bilad al-Sudan", Land der Schwarzen, nannten die Araber jene Gegenden hinter der großen Wüste, aus denen Gold und Elfenbein kamen und fern in den Mondbergen der mächtige Nil entsprang. Jahrhundertelang lockte die Tiefe Afrikas mit sagenhaften Schätzen. Heute aber bestimmen Dürre und Flut, Krieg und Hunger die Schlagzeilen. Der flächenmäßig größte Staat Afrikas scheint ohne ausländische Unterstützung kaum überlebensfähig. Die Völker und Stämme des Sudan Norden und Süden Afrikas grenzen im Sudan aneinander, daraus entsteht eine bunte lebhafte, aus 6 ethnischen Gruppen bestehende Mischung. Hier verschmilzt das arabische Nordafrika mit den Stammeskulturen des Südens. Der Islam (79%), die Staatsreligion, koexistiert mit dem Christentum (9%) und dem animistischen Glauben der Naturreligionen bei zahlreichen Stämmen im Süden. Stämme wie die Nuba, Nuer, Dinka und Azande verkörpern das Überleben unterschiedlicher Lebensweisen, die so alt sind wie die lebensspendenden Flüsse. Die Nuba Die Nuba leben in den Nubabergen im Zentrum des Sudan, einer Region an der Südgrenze der Wüste und dem nördlichen Rand des Gebiets, dessen Böden ihre Fruchbarkeit den regelmäßigen Überschwemmungen verdanken. Ihr Ursprung geht auf eine Gruppe von Hirten zurück, die vor mehr als fünf Jahrhunderten in den Bergen Schutz vor den Arabern suchte. Den größten Teil des Jahres weiden die Nuba ihr Vieh auf den Ebenen, in der sommerlichen Regenzeit treiben sie es zumeist in die Berge. Dornige Zäune schützen das Vieh vor dem zugriff wildlebender Tiere, und Rauchfeuer aus brennendem Dung vertreiben die krankheitsübertragenden Moskitos. Da diese Hochlandregion niederschlagsreicher ist als die sie umgebenden Ebenen oder die von den Nuern und Dinka bewohnten Sumpfgebiete, sind ihre Dörfer das ganze Jahr über bewohnbar. Viele Nubastämme bekennen sich zum Islam, die südlichen Gruppen glauben allerdings an die Existenz einer starken Lebenskraft, begründet in erster Linie auf der Fruchtbarkeit, die für das Leben im gesamten Universum verantwortlich ist. Dieser Glaube äußert sich in einem auf die physische Kraft und den menschlichen Körper zentrierten Kult.
Zur Erntezeit tragen die stolzen, von Kopf bis Fuß mit heiliger Asche bedeckten jungen Männer der Nuba Ringerwettkämpfe aus.
Die Nuer Das außergewöhnlich hochgewachsene Volk der Nuer bewohnt das Feuchtgebiet am Zusammenfluss des Weißen Nil mit zwei seiner wichtigsten Nebenflüsse.
Inmitten der Reihen hoher Papyrusstauden blockieren häufig aus treibenden Pflanzen bestehende Inseln die Flüsse. Daher rührt auch der Name dieser Region: Sudd (arabisch "Barriere"). Wenn die Flüsse über die Ufer treten, wandern die Nuer regelmäßig in höhergelegene Gebiete.
Die Rinder bestimmen das Leben der Nuer, die sich hauptsächlich von Milch und Milchprodukten ernähren. Das Ansehen eines Mannes ist von seinem Viehbesitz abhängig, und bei der Zeremonie der Einführung in das Mannestum erhalten die jungen Männer Rinder als Geschenk. Streitigkeiten um das Vieh sind alltäglich und führen häufig zu langen Fehden.
Die Dinka Westlich der von Nuern bewohnten Gebiete leben die Dinka, eine Stammesgruppe, die ihre Rinder über alles schätzt. Die Dinka bauen auch Hirse an, eines ihrer Hauptnahrungsmittel. Entwicklungshelfer scherzen oft darüber, dass ein Dinka sein Vieh ebensowenig zum Pflügen verwenden würde wie ein Bewohner des Abendlandes sein Auto. Das Vieh ist von wirtschaftlicher, sozialer und religiöser Bedeutung, und die Größe des Viehbesitzes bestimmt das Prestige des einzelnen in der Gemeinschaft. In ihren Liiedern und Tänzen imitieren sie ihre Rinder, und die jungen Männer führen den Namen des Ochsen, der ihnen während ihrer Initiationszeremonie geschenkt wurde, ihr Leben lang.
In der Regenzeit wandern die Dinka von den Weiden an den Flüssen in die höhergelegenen Savannen. Aufgrund ihrer alljährlichen Wanderung haben die Dinka außer einigen Kleidungsstücken und Werkzeugen nur wenig persönlichen Besitz. Anstelle eines Oberhaupts wählen sie den >Meister des Fischspeers<, eine Repräsentationsfigur, von deren Gesundheit das Wohlergehen des Stammes abhängig ist. Wie die anderen Völker des südlichen Sudan kennen die Dinka keine Klassenunterschiede. Die AZANDE Weiter südlich leben die Azande, eine Gemeinschaft von Ackerbauern, die die Wälder und Savannen an der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo bewohnen. Die dortige Verbreitung der Tsetsefliege macht die Viehzucht unmöglich. Daher leben sie in Dauersiedlungen, und ihre Ackerflächen sind die Grundlage ihrer Gemeinschaft. Die Lebensweise der vielen ethnischen Gruppen des Sudan wird heute durch die wirtschaftliche Entwicklung und die im Verlauf des langen Bürgerkriegs zwischen der Regierung und den Rebellengruppen des Südens entstandene Verunsicherung gefährdet. Die Nuba bewohnen ein Gebiet, in dem wertvolle Uranerzvorkommen entdeckt wurden. Der Jonglei-Kanal, dessen Bau 1983 eingestellt wurde, sollte den Lauf des Weißen Nils durch die Sümpfe des Sudd verändern und hätte die Lebensweise der Nuer zerstört. In den 1970er und 80er Jahren veranlassten Dürre, die die Nahrungsmittelversorgung zum Problem werden ließen, viele Landbewohner, in die Stadt zu ziehen. 1988 bedeuteten katastrophale Überschwemmungen für das Land eine weitere Belastung. Unabhängigkeit und Bürgerkrieg 1956 von Großbritannien in die Unabhängigkeit entlassen, fanden sich zwei Landesteile zusammengeworfen, die kulturell entgegengesetzt gepolt und wirtschaftlich verschieden stark entwickelt waren. Diese Spannungen - im Westen oft als religiöse missverstanden - führten sofort zu einem Bürgerkrieg, der erst 1972 beigelegt werden konnte. Aber als General Numeiri (*1930), der den Frieden geschlossen hatte, die Autonomie des Südens aushöhlte und 1983 die islamische Gesetzgebung (Scharia) einführte, griff die "Befreiungsarmee der Völker des Sudan" (SPLA) wieder zu den Waffen. Seither verschlingt der Krieg ein Fünftel der Staatsausgaben und forderte auch unter der Zivilbevölkerung unzählige Menschenleben. Heute gibt es neben dem SUDAN kaum ein Land, aus dem mehr Menschen geflüchtet sind ! Der jahrzehntelange blutige Bürgerkrieg zwischen dem moslemischen Norden und dem durch Christen und Naturreligionen geprägten Süden hat ca. 4 Mio. Sudanesen ins Exil getrieben. Inzwischen ist die Bevölkerung beider Konfliktparteien kriegsmüde, doch der Kampf geht weiter. ...
Die Ursache dieser Tragödie liegt aber nicht nur in der Religion. Es geht auch um persönliche Macht, Bodenschätze und Eitelkeit. Die typisch schmutzigen Mittel des Krieges sind nach Angaben von Amnesty International: die brutale Unterdrückung der Opposition durch die zentrale Militärregierung, eine strenge Pressezensur, die systematische Vertreibung der unliebsamen oder oppositionellen Bevölkerung durch Bombardierung, Massenvergewaltigung, Sklaverei, Folter und Rekrutierung von Kindersoldaten...
Um den Krieg weiterführen zu können wird aber auch massiv an die religiösen Gefühle der moslemischen Bevölkerung appelliert. Denn der Koran (und die Rechtssprechung durch die Scharia) ist seit 1983 Staatsreligion. Auf einen Wechsel des Glaubens steht die Todesstrafe. Die repressive Auslegung des Koran wurde von Dr. Hassan El Turabi, Chef der Nationalen Islamischen Front und Begründer einer weltweit tätigen islamisch-fundamentalistischen Bewegung, eingeleitet.
Der Sudan ist mit 2,5 Millionen Quadratkilometer das flächenmäßig größte Land Afrikas. Die Landschaft wird durch staubige Sandwüsten, fruchtbare Überschwemmungsgebiete, Steppe oder Wälder geprägt. Genauso unterschiedlich sind aber auch die Menschen, die hier leben. Die britische Kolonialmacht hat das Gebiet mit recht willkürlichen Grenzen versehen und Sudan genannt, ohne Rücksicht auf die tatsächlichen historischen Traditionen ... So ist ein Vielvölkerstaat mit unzähligen ethnischen, kulturellen und religiösen Gemeinschaften entstanden, in dem Konflikte vorprogrammiert sind ...
Genauso vielfältig sind die Konflikte. Neben den lokalen Auseinandersetzungen um Weidegründe, Kinder- und Frauenraub ist es hauptsächlich der seit über 150 Jahren andauernde Kampf des Südens gegen die Ausbeutung durch den Norden, die das Land nicht zur Ruhe kommen lässt. Deutlich verschärft wurde das Elend durch aktuelle Erdölfunde im Süden des Landes: Eine ungestörte Ausbeutung der kriegswichtigen Bodenschätze ist nur möglich, wenn die ansässige Bevölkerung weiträumig vertrieben wird ... Immer wieder zerstört der Krieg die Nahrungsgrundlagen der Zivilbevölkerung. Die internationalen Hilfsorganisationen können das größte Leid kaum lindern in einem Land etwa halb so groß wie Europa ... Opfer des 17 Jahre andauernden Bürgerkrieges sind mehrere Millionen Flüchtlinge, anderthalb Millionen Menschen kostete er das Leben. Ein halbes Jahr nach der Unterzeichnung des Friedensabkommens für den Südsudan ist der einstige Chef der Südsudanesischen Volksbefreiungsarmee (SPLA), John Garang, im Juli 2005 in Khartum als Vizepräsident des flächenmäßig größten afrikanischen Landes vereidigt worden. Doch kurz danach ist Garang bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen.... Der Konflikt zwischen dem arabisch-moslemisch geprägten Norden und dem christlichen und animistischen Süden geht aber schon auf die Kolonialzeit zurück. Seit der Unabhängigkeit des SUDAN von ÄGYPTEN tobte in dem vormaligen anglo-ägyptischen Kondominium fast ununterbrochen Bürgerkrieg. Hier ein kleiner Rückblick auf die letzen 190 Jahre Geschichte des Sudan ... · Zwischen 1820 und 1875 erobert Ägypten (das nominell unter osmanischer Oberhoheit steht) den ganzen Sudan. Der Feldzug 1874/75 und fehlgeschlagene Äthiopien-Krieg verursachen in Kairo einen Staatsbankrott. Britische Truppen besetzen nun Ägypten. Die Großmachtambitionen sind dahin ...
· 1881-85: Die islamisch-fundamentalistische Mahdi-Bewegung befreit den SUDAN und erobert Khartum. Der als >Mahdi< (vom Propheten verheißener göttlicher Erlöser) verehrte Mohammed Ahmed wird zum unbestrittenen Herrscher. In seine Gefangenschaft gerät auch der Österreicher Rudolf Slatin (später Sir Rudolf Freiherr von Slatin Pascha), der nachmalige anglo-ägyptische Generalinspektor im Sudan. · Nach dem Tod des Mahdi kehren aber die ägyptischen Truppen mit britischer Unterstützung zurück. 1898 werden die Mahdisten bei Omdurman von Feldmarschall Lord Kitchener besiegt.
(Alte ägyptische Briefmarken mit Reitersoldat zu Kamel um die Jahrhundertwende) · 1899: Der Sudan für 57 Jahre wird anglo-ägyptisches Kondominium - de facto aber wie eine britische Kolonie verwaltet. Die Briten verschärfen den Gegensatz zwischen dem stärker entwickelten Norden und dem Süden. Die Bevölkerung im Süden gerät unter den Einfluss christlicher Missionare. Schlüsselpositionen werden aber auch im Süden mit moslemischen Beamten aus dem Norden besetzt. · 1924: Niederschlagung von Aufständen der Unabhängigkeitsbewegung. Die Briten schließen daraufhin die Ägypter aus der Kolonialverwaltung aus. · 1941: Spaltung der Unabhängigkeitsbewegung in die Umma-Partei, in der die Mahdisten und der Feudaladel den Ton angaben, und die pro-ägyptische Nationale Unions-Partei (NUP). · 1953: Nach dem Sturz von König Faruk in Ägypten schließen die neuen Machthaber mit London ein Abkommen, das dem Sudan die Selbstbestimmung innerhalb von drei Jahren gewährt. · 1956: Der Sudan wird nach einem Referendum, in dem die Mehrheit gegen einen Anschluss an Ägypten gestimmt hat, endgültig unabhängig. · 1958: Die Armee unter Führung von General Ibrahim Abboud übernimmt die Macht und verstärkt die Islamisierung des Südens. Dies führt seither im Süd-Sudan zu einem Bürgerkrieg gegen den Norden und zum Streben nach Unabhängigkeit und Selbstbestimmung. Dieser Konflikt beherrscht fortan die Innenpolitik wesentlich: wertvolle Ressourcen werden gebunden, die der weiteren Entwicklung des Landes fehlen.
· 1962: Beginn des Untergrundkampfes der Anya-Nya-Bewegung im Süden. Nach Massakern der Regierungstruppen fliehen über 100.000 Menschen nach Uganda.
· 1964/65: Sturz der Militärdiktatur, Wahlen und Bildung einer Koalition aus Umma und NUP. Die Regierungsparteien zerfallen bald in mehrere Gruppen. Das parlamentarische System erweist sich als handlungsunfähig. · 1969: Putsch von General Gaafar al-Numeiri, der mit ägyptischer Hilfe ein streng zentralisiertes Herrschaftssystem, basierend auf einer Einheitspartei, errichtet.
· 1972: Das Abkommen von Addis Abeba soll den Nord-Süd-Konflikt beenden und dem Süden Autonomie einräumen. Es wird nicht eingehalten.
(Kaiser Haile Selassie I bei der Übereinkunft der Gegner) · 1983: Einführung der islamischen Rechtsprechung (Scharia) auch für Nichtmuslime. Im Süden organisiert die "Sudanesische Volksbefreiungsarmee" (SPLA) unter Führung von John Garang den Widerstand. · 1985: Sturz Numeiris. Wahlsieg der Umma-Partei unter Sadek al-Mahdi, dem Urenkel des Mahdi, der mit der SPLA ein Friedensabkommen aushandelt, welches jedoch vom Parlament abgelehnt wird. · 1989: Putsch von General Omar Hassan al-Bashir, der eine Offensive im Süden startet. 1,5 Millionen Menschen sind auf der Flucht. Der Bürgerkrieg ist voll im Gange ...
· 1992: Osama Bin Laden reist aus Saudi-Arabien in den Sudan ein, nachdem er 1992 in Saudi-Arabien zur persona non grata erklärt worden war. Dort plant er den weiteren internationalen Aufbau und die Vernetzung der terroristischen Vereinigung al-Qaida. Hier fand er zahlreiche erste Unterstützer, später noch weitere Anhänger in Somalia, Algerien, Marokko, Pakistan und anderen Staaten. Außerdem baute er Kontakte nach Europa und in die USA auf. Im Sudan heiratete er auch die Nichte Hassan al-Turabis. 1996 wurde er jedoch des Landes verwiesen und reiste nach Afghanistan weiter. · 1993: Die USA setzen den Sudan auf die Liste terroristischer Staaten. · 1996: Die USA schließen ihre diplomatische Vertretung in Khartum. · 1998: Die USA bombardieren eine pharmazeutische Fabrik bei Khartum, in der sie die Herstellung chemischer Waffen vermuten. · General Bashir entmachtet den Islamistenführer und Chefideologen des Regimes, Hassan al-Tourabi (Turabi) (wird aber am 30. Juni 2005 wieder freigelassen). Im Süden und Westen geht der Bürgerkrieg weiter. Flüchtlingslager müssen überall aus dem trockenen Boden gestampft werden ...
· 2000: Wiederaufnahme diplomatischer Kontakte USA-Sudan. Eine Rolle mögen dabei die Ölfunde im Süden des Sudan spielen.
Nur spärlich finden zu dieser Zeit Berichte vom Bürgerkrieg in den westlichen Medien Platz ...
· 2002: Unter US-Vermittlung wird ein Waffenstillstand zwischen Khartum und der Sudanese People's Liberation Movement/Army (SPLM/A) vereinbart, der dem Süden für eine Dauer von 6 Jahren ein Selbstbestimmungsrecht einräumt und anschließend ein Referendum erlaubt. Eine der Ursachen für den Krieg ist natürlich der Erdölreichtum verschiedener Südprovinzen ... doch der Krieg geht weiter ...
· 2003: Der Konflikt in Darfur, den westlichen Provinzen des Sudan spitzt sich zu :
Dort kommt es zur blutigen Rebellion gegen die arabisch-dominierte sudanesische Regierung mit zwei (schwarzafrikanischen) Rebellengruppen – der Sudanesischen Befreiungsarmee (Sudan Liberation Army, SLA) und der Bewegung für Gerechtigkeit und Gleichheit (Justice and Equality Movement, Jem), die die Zentralregierung beschuldigen, Afrikaner zugunsten der Araber zu unterdrücken. Im Gegenzug dazu begann die Regierung einen Feldzug mit Luftbombardements und Bodenangriffen, z.T. ausgeführt von den arabischen Milizen, den Dschandschawid, was die sudanesische Regierung bis heute bestreitet ... · 2005: Im Januar unterzeichnen Vertreter der Regierung und der SPLA in Nairobi (Kenia) ein Friedensabkommen. Die Übereinkunft sieht die Ausarbeitung einer neuen Verfassung und umfangreiche Autonomierechte für den Süden vor. Die EU nimmt ihre suspendierte Zusammenarbeit mit Khartum wieder auf. Nun wird Garang auch Vizepräsident, kommt kurz darauf aber bei einem Hubschrauberunglück ums Leben ... Inzwischen gehen die Hilfsflüge für die unterdrückte und hungernde Bevölkerung in Darfour weiter ...
· 2006: Der Sudan ist mit seiner Kandidatur für den Vorsitz der Afrikanischen Union (AU) vorerst gescheitert: Angesichts des Widerstands in der 53-Staaten-Union hat der sudanesische Präsident Omar el Beschir einer Kompromisslösung zugestimmt, derzufolge der AU-Vorsitz in diesem Jahr an die Rep. Kongo (Kongo-Brazzaville) und deren Präsidenten Denis Sassou Nguesso geht, hieß es aus Teilnehmerkreisen am Rande des AU-Gipfels in Khartum. Im Jahr 2007 solle dann der Sudan den Vorsitz übernehmen. Der Streit um den Vorsitz hatte das Gipfeltreffen der AU in der Hauptstadt des Sudan überschattet. Menschenrechtler werfen Beschir vor, den Konflikt in der Krisenregion Darfur zu schüren. Rebellenvertreter in der westsudanesischen Krisenregion drohten bereits mit ihrem Rückzug aus den Friedensgesprächen, falls der Sudan die AU-Präsidentschaft übernehmen sollte. Auch die USA hatten sich ablehnend zu einem AU-Vorsitz des Sudan geäußert. Derzeit steht noch der nigerianische Präsident Olusegun Obasanjo der Staatengruppe vor. Es wir also wirklich Zeit, dass es FRIEDEN und FREIHEIT in diesem Land für ALLE Menschen gibt :
erstellt 19.03.2006 22:09 von professor zuletzt 20.03.2006 13:12 von professor | Historie | Versionen
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