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Area: drsl » Kategorie: Lauf-Kultur Häufig wird von Läufern ein stechender Schmerz im äußeren Kniebereich beschrieben. Er tritt nach 20-30 Minuten beim Laufen oder häufig auch erst nach dem Laufen auf. In den meisten Fällen geht er von alleine wieder weg, sobald das Training beendet ist. In schlimmeren Fällen führt er zu einer Trainingsphase, in der die Schmerzen nicht mehr nachlassen. In Läuferkreisen wird dann häufig von "Läuferknie" oder "Scheuerknie" gesprochen, in der Medizin heißt dieser Sportschaden "ITBS". Hinter der Abkürzung steckt das "Iliotibiales Band Syndrom". Das ITBS ist zunächst keine Verletzung im eigentlichen Sinn, sondern mehr ein Überlastungsschaden, der häufig bei Läufern mit hohen Umfängen auftritt. Es gibt aber auch andere Ursachen für ein ITBS. Anatomie Um das ITBS zu verstehen, muss man zunächst etwas über den Muskelverlauf zum Knie wissen: 1) Auf der äußeren Seite des Oberschenkels verläuft von der Hüfte bis zum Knie der Muskel "tensor fasciae latae". Er ist umhüllt von einer Sehnenplatte, die ihn fest umspannt. Diese Sehnenplatte, die sich im Ganzen also vom Becken bis zum Knie hinab erstreckt nennt sich "Tractus iliotibialis". 2) Die vordere Oberschenkelmuskulatur besteht aus einem vierköpfigen Muskel. Er verläuft vom Becken zum Knie und streckt das Bein im Kniegelenk. Dabei sind die einzelnen vier Köpfe auf der vorderen Seite des Oberschenkels verteilt: Ein Kopf mehr auf der Innenseite des Beins, einer mehr auf der Außenseite und zwei überlagernd genau auf der Vorderseite. Alle vier Köpfe treffen sich mit ihrer Ansatzsehne im Kniegelenk, die Kniescheibe ist in diese Sehne eingewachsen. Symptome des ITBS Beim Laufen tritt ein eigenartiges Gefühl an der Außenseite des Oberschenkels, oberhalb des Knies auf. Häufig fühlt es sich so an, als ob die Sehne (Tractus Iliotibialis) auf dem Knochen herumscheuert. Früher oder später treten dann stechende Schmerzen in der Kniegegend auf:
Die Idee des Herumscheuerns ist gar nicht so falsch - tatsächlich kommt es zu einer Reibung zwischen der Sehnenplatte und dem unteren Ende des Oberschenkels (Condylus lateralis), bzw. der Ecke der Kniescheibe. Auf Dauer kann sich durch diese Reibung die Sehnenplatte entzünden, häufig wird auch der Knochen von einer Entzündung angegriffen. Mögliche Ursachen des ITBS Es gibt nach heutiger Ansicht zwei Hauptursachen des ITBS, die aber in den meisten Fällen kombiniert auftreten. Die erste Ursache ist eine klassische Überlastung durch die häufigen Läuferfehler: - zu schnelle Steigerung von Trainingsumfängen - einseitige Belastungen auf hartem Untergrund (Bahn, Straße) - wenig Dehnarbeit - schlechte, abgelaufene Schuhe - ... Die Folge eines solchen Trainings ist eine permanente Reibung der Sehne im Bereich des Knies (bei jedem Schritt tritt die Belastung auf!). Sie löst eine Entzündung der Schleimbeutel und des Gewebes aus. Häufig wird speziell bei Überpronation eine Reizung der Sehne festgestellt. Dies liegt an der Schiefstellung des Unterschenkels beim "Einknicken" - die Schiefstellung überträgt sich über das Knie in den Oberschenkel und es kommt zu einer Reibung der Sehne am "gekippten" Knie. Die zweite Ursache des ITBS ist wesentlich komplizierter. Ausgangspunkt ist ein muskuläres Ungleichgewicht im Oberschenkel. Speziell bei Langstreckenläufern wird die Oberschenkelmuskulatur einseitig belastet. Dabei werden die äußeren und zentralen Anteile des Muskels stärker trainiert als der innere Anteil. Das entstehende Ungleichgewicht führt zu einer Velagerung der Kniescheibe in ihrem Bett zur Knieaußenseite. Die Kniescheibe rückt durch diese Verschiebung in den Bereich, wo sich normalerweise die Sehnenplatte ungehindert bewegen kann. Im Extremfall (bei sehr schwacher innerer Muskulatur) ragt die Kniescheibe mit ihrer äußeren oberen Ecke förmlich in die Sehnenplatte hinein - es entsteht eine starke Reibung und dadurch schnell eine Entzündung. Als Abwehrreaktion verhärtet der Körper die Sehne an dieser Stelle (Kalkeinlagerung etc.) - die Sehne wird unflexibel. Da die ohnehin zu schwache innere Muskulatur dem zunehmenden Zug nach außen nicht entgegenwirken kann, verlagert sich die Kniescheibe immer stärker nach aaußen und reibt mit ihrer Rückseite auf dem unteren Ende des Oberschenkels. Der Knorpel nutzt sich ab, es kommt zur beginnenden Arthrose. Häufig ist in diesem Stadium ein leises Knirschen bei der Kniebeugung zu hören. Wichtig Zu allem was jetzt folgt: den Gang zum Arzt kann KEINE dieser Informationen ersetzen! Diagnose Abhängig davon, welche Ursachen vorhanden sind und wie weit die Schädigung bereits fortgeschritten ist ("nur" akute Entzündung oder schon fortgeschrittene Arthrose am Kniescheibenknorpel) sehen Diagnose und Therapie unterschiedlich aus. Empfehlenswert ist bei Verdacht auf anfangende Knorpelschädigung in jedem Fall eine Kernspintomographie des Knies - nur so kann sicher festgestellt werden, wie die Kniescheibe in ihrem Bett liegt und wie stark Kniescheibenknorpel und Tractus Iliotibialis geschädigt/verkalkt sind. Therapie Die Therapie muss als Mischung dreier Einzelteile erfolgen: 1. Behandlung der akuten Symptome 2. Beseitigung der Ursachen 3. Gesünderes Training fürs Knie Zu 1: Speziell beim Auftreten des Schmerzes im Training soll eine Kühlung erfolgen, in einzelnen Fällen werden auch Schmerzmittel und/oder Antibiotika gegen die Entzündung verschriebe. Je nach Schweregrad ist eine kurze Laufpause bis hin zu einer längeren Behandlung notwendig. Dabei sollte das Knie allerdings nie "ruhig gestellt" werden - die Entzündung wird am besten bekämpft, wenn das Gewebe ohne große Belastung gut durchblutet ist Spazierengehen, locker Rad fahren). Zu 2: Die Beseitigung der Ursachen ist der zentrale Behandlungsaspekt bei ITBS und/oder Knorpelschaden, da die Schädigung sonst beim Wiedereinstieg ins Training sofort neu beginnt! Es gibt je nach Ursache verschiedene Behandlungen, meistens ist es eine Kombination aus Ultraschall und Krankengymnastik (Muskeltraining, Dehnarbeit, Mobilisation).
Das Krafttraining ist speziell für die zu schwache Muskulatur bestimmt, um die Kniescheibe in ihre "normale" Position zurückzuziehen, wenn ein muskuläres Ungleichgewicht vorliegt. Ebenso ist natürlich die Dehnarbeit für die gesamte Muskulatur wichtig, speziell für die geschädigte äußere Oberschenkelmuskulatur und die Sehnenplatte, sowie für die häufig verkürzte hintere Oberschenkelmuskulatur. Es gilt: je flexibler die Muskelgruppen sind, desto weniger tritt irgendeine Verlagerung der Kniescheibe auf. Zu diesem Zweck dient dann auch der Ultraschall - er zerstört die Kalkeinlagerungen und macht die Sehnenplatte flexibler. Der Physiotherapeut wird die richtige Kombination auswählen! Ein Zeitumfang ist schwer zu bestimmen - aber es kann schon sein, dass ein ganzes Jahr Laufpause einzuplanen ist, bevor die Muskulatur effektiv gestärkt ist. Erste Vorschläge für Kräftigungsübungen siehe unten (bebildert). Zu 3: Wenn die Ursachen beseitigt sind, kommt es im Wesentlichen darauf an, die schädigenden Einflüsse so gering wie möglich zu halten und vor allem auch uu kompensieren, speziell dann, wenn die Ursache eine einseitige Belastung durch das Laufen war! Was dabei wichtig ist, fasst der folgende Beitrag zusammen:
Weiterführende Links, Übungen und Literatur: Anatomie z.B. Gehrke, Thorsten (2000): Sportanatomie. Reinbek: rororo. ITBS und Behandlung http://www.pponline.co.uk/encyc/0168.htm Muskel/Sehnenmassage zur Erhöhung der Flexibilität [video= http://www.youtube.com/watch?v=0osuoLrP0sg]
erstellt 08.06.2005 11:14 von LID0 zuletzt 13.05.2011 10:52 von Sebastian | Historie | Versionen
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